Dienstag, den 27. Februar 2024
Tagungsorganisation: Susanne Kabatnik (Trier), Marie-Luis Merten (Zürich), Sören Stumpf (München), Sebastian Zollner (Greifswald)
Genderkonstruktionen, Genderperformanzen wie auch das sprachliche Gendern stehen wiederkehrend im Mittelpunkt emotional geführter Debatten. Die mediale Aufmerksamkeit, die Gender(n) zukommt, ist groß; die Sichtbarkeit, die linguistischen Zugängen und Erkenntnissen in diesen öffentlichen Auseinandersetzungen zuteilwird, präsentiert sich hingegen als begrenzt (Diewald & Nübling 2022: 3). Verhältnismäßig eklektisch und selektiv kommen häufig – aber nicht ausschließlich – diejenigen zu Wort, die wenig sensibel für das konstruktive Potenzial von Sprache (Gardt 2018) und die Differenzierung verschiedener sprachlicher Register (Kotthoff 2020; Diewald & Steinhauer 2020) sind. Dabei liegen zum Zusammenhang von Sprache und Gender, zum Verhältnis von Gender, Sexus und Genus sowie zur Rezeption (vermeintlich) generischer Sprachressourcen zahlreiche (empirisch fundierte) Arbeiten vor (u.a. Günthner, Hüpper & Spieß [Hg.] 2012; Ferstl & Kaiser 2013; Diewald 2018; Kotthoff & Nübling 2018; Diewald & Nübling [Hg.] 2022). Neben stärker sprachsystematischen Studien zu Gender in Lexikon und Grammatik kann auch auf instruktive Beiträge zu Gender in (Sozio-)Pragmatik, Interaktion und Diskurs aufgebaut werden (u.a. Spreckels 2012; Kotthoff 2012; Schmidt-Jüngst 2020; Wolf 2022; Lind 2023; für den angloamerikanischen Raum Cameron 2005; Mullany 2010; Holmes & King 2017). Gerade die Zusammenführung dieser gebrauchsbasierten Perspektiven auf Gender birgt großes Potenzial, das Forschungsfeld einer auch für die interessierte Öffentlichkeit sichtbaren Genderpragmatik (neu) abzustecken. Diesem Anliegen möchten wir auf der Jahrestagung 2024 der Arbeitsgemeinschaft Linguistische Pragmatik e.V. nachkommen, wobei wir dazu einladen, von einem non-binären offenen Begriff von Gender auszugehen.
Gender als eine soziale Kategorie wird (u.a. sprachlich) konstruiert und durch tradierte Praktiken des doing gender interaktiv hervorgebracht (Diewald & Nübling 2022: 4). Im Zuge dieser Identitätsentwürfe üben uns bekannte Genderrollen „stark normierende Kraft aus“ (Diewald & Nübling 2022: 5). Sie nehmen Einfluss auf das Enaktieren von Gender und können zugleich zum Reflexionsgegenstand – etwa in Diskussionen in den sozialen Medien – avancieren. Geschlechterunterscheidungen und -hierarchisierungen wirken – so die Annahme – auf pragmatische Konventionen und Muster. In diesem Zusammenhang kommt Gendern als geschlechtergerechte Sprache die Funktion eines Gleichstellungsinstruments zu (Diewald & Steinhauer 2020: 8). Eine umsichtige und innovative Genderpragmatik hat hierbei allerdings zu bedenken, dass einerseits Sprache häufig Teil einer multimodalen Performance (von Gender) ist und dass andererseits Gender lediglich einen Aspekt im Geflecht von (mitunter nicht trennscharfen Kategorien wie) Sexualität, Ethnizität, Diversität u.v.m. darstellt (u.a. Jones 2021). Gemeinsam möchten wir im Rahmen der ALP 2024 aktuellen Tendenzen, Möglichkeiten und Herausforderungen einer solchen Genderpragmatik nachgehen. Mögliche Schwerpunkte der empirisch ausgerichteten Beiträge, die sich an pragmatischen Theorien, Modellen und Herangehensweisen orientieren, können auf den folgenden Bereichen und Zusammenhängen liegen:
Keynote: Miriam Lind (Mainz)
Wir möchten Sie herzlich dazu einladen, Ihren Beitragsvorschlag als Abstract (max. 350 Wörter, exklusive Literaturverzeichnis) bis zum 15. Oktober 2023 an kontakt@alp-verein.de zu schicken. Weitere Informationen zur Tagung und zur ALP e.V. finden Sie rechtzeitig auf unserer Internetseite (http://www.alp-verein.de).